Altersarmut – von wegen!
Reich in Rente: Daimler Spitzenreiter bei Pensionsrückstellungen für den Vorstand
Manfred Wielk, 30.05.2012
Nach einer Recherche der Zeitschrift „DER SPIEGEL“ vom 22.04.2012 hat die Daimler AG mit 29,6 Mio. € mit Abstand die höchste Rückstellung für die Pensions-Anwartschaft eines Vorstandsvorsitzenden gebildet. Nachdem die Gewinnbeteiligung der Mitarbeiter für das Jahr 2011 die niedrigste in der deutschen Automobilindustrie war, wollte der Daimler-Konzern wenigstens in einem – durchaus fragwürdigen – Punkt Weltklasse zeigen.
Während sich der normale Mitarbeiter frühzeitig Gedanken über eine sichere Altersvorsorge machen muss, haben es die Vorstände der deutschen Industrie „von Amts wegen“ da um einiges einfacher. Alle diese Herren können ihre Pension selbstredend bereits ab einem Alter von 60 Jahren ohne Abschläge in Anspruch nehmen. Für den ersten Pensionär aus dieser Reihe, Herrn Ackermann, ergeben sich daraus beispielsweise Altersbezüge von ca. 471.000 € für die ersten sechs Monate, danach 176.500 € pro Monat. Herr Zetsche dürfte allerdings fast das Doppelte bekommen, wenn er seinen Ruhestand antritt!
Diese rosigen Aussichten muss man immer vor dem Hintergrund sehen, dass Personalkosten und Versorgungskapital bei den normalen Mitarbeitern bis zur Schmerzgrenze nach unten gedrückt werden.
Dieter Zetsche Daimler AG
29,6 Mio. € |
Martin Winterkorn Volkswagen AG
19,7 Mio. € |
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Josef Ackermann Deutsche Bank AG
18,8 Mio. € |
Peter Löscher Siemens AG
12,8 Mio. € |
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Johannes Theysen E.ON AG
11,7 Mio. € |
Das Unternehmen hat jetzt nach nur fünf Jahren bereits wieder an der betrieblichen Altersversorgung „Kostenoptimierungen“ vorgenommen, um nach dem Langlebigkeitsrisiko auch noch das Zinsrisiko auf die Belegschaft abzuwälzen. Einstufungen, Umstufungen und Beförderungen werden oftmals mit allen Mitteln auch gegen den erklärten Willen der zuständigen Fachvorgesetzten z.T. über Jahre hinausgezögert. Bei Daimler werden die meisten Berufsgruppen ein bis zwei Entgeltgruppen niedriger eingestuft als in anderen vergleichbaren Unternehmen. Diese Politik wird konsequent durchgehalten, obwohl dies in immer mehr Bereichen zu deutlich spürbarem Fachkräftemangel führt.
Auch die Lieferantenpreise werden soweit gedrückt, dass es immer wieder zu Qualitätsproblemen kommt. Die Zahlungsmoral des Unternehmens hat schon einige Lieferanten eine bedenkliche finanzielle Schieflage „beschert“. Kurzum, alle die zum Erfolg des Unternehmens und der Produkte beitragen, werden kurz gehalten, nur für die Versorgung der Vorstände ist dem Unternehmen nichts teuer genug!
Auf der anderen Seite hören wir jeden Tag, wie wichtig Fairness und Compliance im Geschäftsprozess sind. Hierbei stellt sich natürlich unweigerlich die Frage, ob die Selbstbedienungsmentalität unseres Vorstandsvorsitzenden mit der Conpliance-Richtlinie des Unternehmens vereinbar ist...?
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